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Maigret kehrt zurück 


Georges Simenon fesselnde Geschichten haben Generationen von Lesern begeistert. Nun kehrt Simenons berühmtester Ermittler Jules Maigret auf die Leinwand zurück. Mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle erwacht er zu neuem Leben und bietet ein absolutes Highlight für alle Krimifans und Liebhaber großartiger schauspielerischer Leistungen. 

Von Florian Tritsch

Titel: Maigret 

Land/Jahr: Frankreich / 2022 

Label: PLAION PICTURES  

FSK & Laufzeit: ab 12 Jahren, 85 Minuten (DVD ), 89 Minuten (Blu-ray)  

Verkaufsstart: 29. Juni  

Neben Agatha Christie und Arthur Conan Doyle, ist Georges Simenon zweifellos einer der einflussreichsten Kriminalautoren überhaupt. Seine bekannteste Schöpfung ist Jules Maigret. Während der Pariser Kommissar mit seinem Mantel, seiner Pfeife und seiner Melone äußerlich wie ein typischer Ermittler seiner Zeit wirkt, waren andere Aspekte von Simenons Krimi bemerkenswert visionär. Denn Simenon schrieb keine klassischen Whodunits, bei denen es darum geht, den Mörder zu entlarven. Vielmehr beschäftigte sich der Autor (und auch der Ermittler selbst) mit den psychologischen Motiven hinter der Tat. 

 

Dieses Konzept stieß auf enorme Begeisterung und Maigrets erster Fall wurde rasch zum Verkaufsschlager. Weitere Geschichten folgten. Insgesamt verfasste Simenon über hundert Romane und Erzählungen mit seinem unverwechselbaren Ermittler. Der Erfolg blieb nicht unbemerkt und weitete sich auch auf andere Medien aus. So wurden Maigrets Ermittlerfähigkeiten in zahlreichen Hörspielen, Hörbüchern, Comics und vor allem in Filmen und Serien präsentiert. Seit Pierre Renoir im Jahr 1932 die Rolle übernahm, sind mittlerweile über 30 Schauspieler in die Haut des Kommissars geschlüpft. Darunter finden sich namhafte Darsteller wie Gino Cervi, Jean Richard, Jean Gabin, Heinz Rühmann und zuletzt Rowan Atkinson. In diese illustre Reihe fügt sich nun auch Gérard Depardieu ein, der in der neusten Verfilmung – schlicht mit Maigret betitelt – den berühmten Ermittler gibt. 

 

Im Vorfeld gab es einige Stimmen die fragten ob es dieses erneute Maigret-Reboot wirklich braucht. Was viele Kritiker jedoch zum Verstummen brachte, war die Bekanntgabe des Regisseurs Patrice Leconte, der gemeinsam mit Jérôme Tonnerre auch das Drehbuch schrieb. Der mittlerweile 75-jährige schuf bereits mit Die Verlobung des Monsieur Hire einen erstklassigen Film nach einer Simenon-Romanvorlage. Dass sich die Macher ausgerechnet die 1954 veröffentlichte Geschichte Maigret und die junge Tote aussuchten, passt hier natürlich perfekt, denn genau wie Lecontes erste Simenon-Verfilmung handelt auch diese Adaption im Kern von Melancholie und Einsamkeit. Und diese beiden Aspekte arbeitet das Autorenduo hier perfekt zu einem spannenden Charakterdrama heraus. 

  

Dazu passt es auch hervorragend, dass wir den nicht mehr allzu jugendlichen Jules Maigret erstmals nicht am Schauplatz eines Verbrechens antreffen, sondern beim Arzt. Der Kommissar berichtet dem Mediziner von Atemnot beim Treppensteigen, quälender Schlaflosigkeit in der Nacht und Appetitlosigkeit. Dieser drängt ihn eindringlich dazu, beruflich kürzerzutreten und vor allem sofort mit dem Rauchen aufzuhören. Für Maigret, der eine innige Liebe zu seiner Pfeife hegt, scheint besonders dies kein ernsthafter Lösungsansatz für seine gesundheitlichen Probleme zu sein.  

 

Und auch sein Arbeitspensum kann er kaum reduzieren - im Gegenteil, denn ein brutaler Mord an einer unbekannten jungen Frau lässt ihm keine Ruhe. Wohl auch, weil das Verbrechen schmerzhafte Erinnerung weckt, die sich erst nach und nach enthüllen. Getrieben und erschöpft zugleich schleppt sich der Ermittler auf der Suche nach Hinweisen durch die französische Metropole. Jeder Schritt, den er setzt, führt ihn tiefer in die dunklen Geheimnisse des Pariser Großbürgertums – und in seine eigene Vergangenheit. 

 

In dieser herausfordernden Rolle zeigt Gérard Depardieu einmal mehr sein grandioses, schauspielerisches Talent. Während er abseits der Kameras zuletzt eher Negativschlagzeilen produzierte, darf er nach seinem überragenden Auftritt in Verlorene Illusionen erneut zeigen, dass er einer der herausragenden Schauspieler unserer Zeit ist. Durch seine einfühlsame und gleichzeitig mitreißende Darbietung gelingt es Depardieu erstklassig einen Maigret zu porträtieren, der zwischen Ermüdung, Gebrochenheit und unerschütterlicher Entschlossenheit balanciert. 

 

Während die meisten Filme, die ihre Zuschauer in das Paris der 1950er-Jahre entführen, auf fröhliche, nostalgieverliebte Settings setzen, passt Leconte seine Atmosphäre klar dem Romanstoff an. Die kühlen Farben und die sorgfältig gewählten Kamerawinkel verstärken die Stimmung des Kommissars, wenn er durch die überraschend stillen Straßen von Paris wandert, die ihm zunehmend fremd erscheinen. Wer intelligente Krimi-Dramen mag, sollte sich Maigret nicht entgehen lassen. 


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